Die böse Königin dieser Tage sorgt vor: Bereits zwei Mal scheiterte sie dabei, Schneewittchen unauffällig aus dem Verkehr zu ziehen. Der Tod durch Erfrieren in der S-Bahn missglückte, als diese wetterbedingt ganz ausfiel und Schneewittchen mit dem Fahrrad fuhr. Es half auch nicht umzudisponieren. Der durch Blitzeis verursachte Verkehrsunfall im Berufsverkehr fand ohne Schneewittchen statt, die dann doch lieber zu Fuß ging. Die letzte Chance der bösen Königin. Doch die wollte sich nicht mehr auf ungestreute spiegelglatte Fußwege verlassen und beschloss, zu altbewährten Mitteln zu greifen. Auf dem Heimweg zum alten Rummelplatz im Plänterwald, wo sie sich mit den sieben Zwergen im ehemaligen Grusel-Kabinett häuslich eingerichtet hatte, begegnete Schneewittchen einem alten Hausbootbesitzer. Der war am selbigen Tage erst aus dem Norden angereist und als Unterhändler in Sachen Chemikalien unterwegs. Für eine angemessene Entschädigung ließ er sich mit der Königin ein und drehte in deren Auftrag und mit Versprechungen in den buntesten Farben dem winterdepressiven Schneewittchen einen vergifteten Apfel an. Ein Biss genügte und sie verlor Halt und Bewusstsein, schlidderte, schwankte und schlug auf dem vereisten Weg auf. Dort fanden sie die besorgten Zwerge, trugen sie mit vereinten Kräften nachhause und legten sie in einen Sarg von Eis in eine der Gondeln des alten Riesenrades, in der Hoffnung, dass die Frühlingssonne sie bald wieder zum Leben erwecken würde. Und wenn die nicht geschienen hat, dann liegt sie da noch heute.
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